Kaiser Friedrich II., De arte venandi cum avibus, 1258/1269

Ein Schwabe in SizilienKaiser Friedrich II.als Herr exotischer Tiere

Kaiser Friedrich II. besaß die umfangreichste Sammlung exotischer Tiere des Mittelalters. Mit seinen Löwen, Kamelen und seinem Elefanten beeindruckte der Kaiser mächtige Fürsten und reiche Städte. Im Staufer-Panorama von Kloster Lorch ist seine eindrucksvolle Menagerie verewigt.

Friedrich II. als apokalyptischer Drache, Chronica von Giovanni Villani, 14. Jahrhundert

Friedrich II. als apokalyptischer Drache. Sein Schwanz umschlingt Mönche.

WER WAR FRIEDRICH II.?

Kaiser Friedrich II. zählte zu den umstrittensten Persönlichkeiten seiner Zeit. Für seine Unterstützer war er „stupor mundi“ (das „Staunen der Welt“), seine Gegner sahen ihn als Kirchenverfolger, Ketzer und Antichristen. Friedrich II. stammt aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht der Staufer. Er wurde in Jesi bei Ancona geboren. Auf Sizilien verbrachte er den größten Teil seines Lebens. Immer wieder geriet Friedrich II. in Konflikt mit dem Papst in Rom – beide führten einen erbitterten Propagandakrieg gegeneinander.

Residenzschloss Mergentheim, Idealbild eines Herrschers, Leihgabe Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin (Skulpturensammlung)

Das Idealbild eines mittelalterlichen Herrschers zeigt möglicherweise Friedrich II.

WAS VERBAND FRIEDRICH II. MIT DER ARABISCHEN KULTUR?

Der Hof Friedrichs II. war ein Schmelztiegel der Kulturen: Hier trafen die Kultur aus dem Orient und Okzident aufeinander. Bereits als Kind soll der spätere römisch-deutsche Kaiser Arabisch gesprochen haben. Das bedeutete aber nicht zugleich Toleranz oder ein gleichberechtigtes Miteinander von Christen und Muslimen: Friedrich II. bekämpfte die Araber auf Sizilien. Dennoch stand er Zeit seines Lebens in engem Austausch mit dem Ayyubidenreich in Ägypten und Teilen Arabiens.

Friedrich II. und Sultan al-Kamil, Nuova Cronica von Giovanni Villani, 14. Jahrhundert

Friedrich II. (links) bei Verhandlungen mit dem ägyptischen Sultan al-Kamil.

WAS BEWIRKTE DER KAISER IM HEILIGEN LAND?

Im Juni 1228 brach Kaiser Friedrich II. zum Kreuzzug auf. Kurz zuvor schloss ihn der Papst aus der Kirche aus. Dennoch führte der Kaiser das Heer – und suchte das Gespräch mit islamischen Herrschern. Seit 1226 stand er in Kontakt mit Sultan al-Kamil von Ägypten. Beide vereinbarten einen zehnjährigen Waffenstillstand. Jerusalem, Bethlehem und weitere Orte wurden den Christen übergeben. Im Gegenzug verpflichtete sich der Kaiser, die Interessen des Sultans gegen seine Feinde – auch gegen Christen – zu verteidigen.

Elefant von Cremona, Chronica Maiora II von Matthaeus Parisiensis um 1250

Der Kaiser nutzte den Elefant von Cremona für Triumphzüge.

WARUM SAMMELTE DER KAISER EXOTISCHE TIERE?

Friedrich II. besaß die umfangreichste Menagerie seiner Zeit. Die seltenen Tiere dienten der Prunkentfaltung des Kaisers: Seine exotische Sammlung von Löwen und Leoparden, Straußen und Fasanen, Kamelen und Affen beeindruckte mächtige Fürsten und reiche Städte. Von Sultan al-Kamil erhielt Friedrich II. das imposanteste Tier seiner Sammlung – einen Elefanten. Solche Bestien, so berichtete der Historiker Flavio Biondo 1247, habe Italien seit dem Ende des antiken Römischen Reiches nicht mehr gesehen.

Kloster Lorch, Stauferrundbild

In seiner legendären Menagerie sammelte Friedrich II. exotische Tiere.

WAS VERBINDET FRIEDRICH II. MIT KLOSTER LORCH?

Vor 900 Jahren, weit vor der Geburt Friedrichs II., gründeten die Staufer Kloster Lorch. Die Abtei sollte das Hauskloster der Staufer werden. Durch den raschen Aufstieg der Staufer verschob sich deren Herrschaftsmittelpunkt jedoch nach Italien. Noch lange nach dem Ende der Staufer erinnert man sich in Kloster Lorch an die Gründer. Zwischen 1998 und 2002 verewigte der Maler Hans Kloss die Geschichte des schwäbischen Adelsgeschlechts. Das monumentale Panorama im Kloster zeigt auch Friedrich II. mit seiner exotischen Menagerie.

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