Sonntag, 18. Juli 2021

Kloster Lorch | Allgemeines 25. Juli 1861 – vor 160 Jahren: Die Remstalbahn wird eröffnet

Die Eisenbahn war der Schrittmacher der Industrialisierung, die schnaubende Dampflock das Geräusch der Moderne: Vor genau 160 Jahren war ein denkwürdiger Tag für Lorch: Am 25. Juli 1861 wurde die Remstalbahn eröffnet. Das berühmte Stauferkloster in Lorch wurde durch die Schiene zum beliebten Ziel von Touristen und Tagesausflüglern.

LORCHS ANSCHLUSS AN DIE BAHN

Vor genau 160 Jahren, am 25. Juli 1861, wurde die Remstalbahn von Stuttgart nach Wasseralfingen eröffnet: ein bedeutendes Ereignis für Lorch, das man an den Vortagen ausgiebig feierte. Denn die Eisenbahn war der Schrittmacher der Industrialisierung – das war bereits den Zeitgenossen klar: Die Eröffnung der Bahnverbindung war, so berichtete eine Tageszeitung, „ein Ereigniß, das von der ganzen Bevölkerung des Remsthales längst ersehnt und nun mit allseitigem Jubel begrüßt wurde“. Durch den Anschluss ans Schienennetz stieg Lorch zum touristischen Ziel auf. Das Erbe der Staufer in Kloster Lorch und die gute Luft lockten Tagesausflügler und Urlauber ins Remstal.

 

DER KÖNIG FÄHRT ZUG

Die Eröffnung der Remstalbahn war ein mehrtägiges Event. Die „Schwäbische Kronik“ berichtet von den Festlichkeiten, die eine Woche vor der offiziellen Eröffnung der Strecke stattfanden: In allen Orten wurde der Zug „von dem Jubel der Bevölkerung freudigst begrüßt. Die Stationsgebäude waren überall geschmackvoll dekorirt, an vielen Orten waren schöne Ehrenpforten errichtet, und die Gemeindebehörden waren erschienen, um ihre Freude und ihren Dank auszudrücken“. In Wasseralfingen, der Endstation, wurden König Wilhelm I., die Beamten und die Vertreter des Landtags freundlichst empfangen. Nach einer Feier und der Besichtigung des berühmten Hüttenwerks von Wasseralfingen traten sie am Abend gegen 19 Uhr die Rückreise an: „Auch dießmal wieder wurde der Zug auf allen Stationen von der Bevölkerung … freudigst begrüßt; in Schorndorf wurde sogar noch ein schönes Feuerwerk abgebrannt.“

 

DER ZWEITE TAG DER FEIERLICHKEIT

Am nächsten Tag, dem 19. Juli, wurden die Ehrenfahrten fortgesetzt: „Vier Züge, je in beide Richtungen, durchbrausten dieser Thäler und mögen, meist mit zwei Lokomotiven und einer stattlichen Zahl Wagen, wohl je 1200-1500 Personen befördert haben.“ Die „Schwäbische Kronik“ berichtet von einem wahren Volksfest: „Noch wehte auch an diesem zweiten Festtage die schwarzrothgoldene Fahne von der Zinne des Schorndorfer Kirchthurms, noch prangten überall die Ehrenpforten und Tannenbäume an den Stationen, die Kränze an den Häusern; … noch sprang in Winterbach am Bahnhof ein munterer Springbrunnen, zwar nicht, wie Tags zuvor, mit Bier vom nahen Engelberg, aber mit frischem Wasser gespeist, noch war überall festlicher Empfang und allgemeine Theilnahme.“

 

FREIKARTEN FÜR DIE ZUGFAHRT

Die württembergischen Beamten hatten eigens für die Feierlichkeiten Freikarten ausgegeben. In Stuttgart, „wo das Eisenbahnfahren nichts Neues ist“, war man damit zurückhaltend. Im Remstal zeigte man sich umso freigebiger: „In liberaler Weise ließ man mitfahren, so weit es der Plaz gestattete. Warum sollte man auch dem Volke seine Freude nicht gönnen? Da stiegen im Rückweg in Waldhausen ein paar schmucke Bauernmädchen schüchtern in den Wagen, um auch ein wenig zu fahren, oder in Grunbach einige zwölfjährige Buben, um dann von Endersbach wieder heimzugehen, zum erstenmale in ihrem Leben aber das Wunder selbst mitzumachen.“

 

HERRLICHE AUSBLICKE UND HISTORISCHE STÄTTEN

Den Reisenden bot die Remstalbahn beeindruckende Ausblicke. Ort für Ort stellte die Zeitung die Gemeinden an der Bahnstrecke vor. Für Lorch wurde das Kloster und der Klosterberg gerühmt, „an dessen Fuß die Bahn vorüberführt, und der besonders von oberhalb im Thale gesehen, einen schönen Blick gewährt“. Sehenswert sei vor allem das Kloster als Grablege der Staufer, „davon zeugen noch jetzt der schöne Sarkophag in der Mitte des Langhauses, die auf der Vorderseite der 8 Pfeiler desselben befindlichen Gemälde und die byzantinischen Ecksäulen mit dem hohenstaufischen Löwen“. Auch das Umland versprühte seinen Reiz: „In der Nähe liegt Wäschenbeuren mit dem Wäscherschlößchen, der Wiege der Hohenstaufen. Der kahle Gipfel des Berges aber, der einst ihren Herrschersiz trug, wird erstmals zwischen Lorch und Gmünd, am Ende eines kleinen Einschnitts der Bahn, zwischen zwei Vorbergen hindurch, sichtbar.“

 

„DURCHAUS GELUNGEN“ – DIE RESTAURIERUNG VON KLOSTER LORCH

Für Lorch stellte der Anschluss der Stadt an den Schienenverkehr einen entscheidenden Moment dar. Früh erkannte die Stadt den Stellenwert des Klosters als touristisches Ziel. Nach langer Vernachlässigung nahm man sich der Restaurierung an: „Schon längst war es allgemeiner Wunsch, das die Freskobilder der Hohenstaufenkaiser im hiesigen Kloster restauriert werden. … Hr. Maler Pilgram aus Stuttgart befindet sich seit 10 Tagen hier, um diese Bilder zu restaurieren. Welch‘ tüchtigem Künstler diese Arbeit anvertraut wurde, sehen wir an dem bereits vollendeten Bilde des Kaisers Friedrich II., das nach dem Urtheil von Sachverständigen als durchaus gelungen bezeichnet werden kann. – Die Anzahl der Fremden, welche sowohl das Kloster als auch die hiesige Umgebung anzieht, wird immer größer, um so mehr, als der Aufenthalt hier ein äußerst angenehmer ist.“ Dank dieser und weiterer Restaurierungen ist Kloster Lorch heute eine authentische Erinnerungsstätte an die Staufer.

 

DIE BAHN ERSCHLOSS DIE WELT

Durch die Eisenbahn wurden Reisen, die zuvor Tage beziehungsweise Stunden brauchten, auf Stunden oder Minuten verkürzt. Sonntagsausflüge in die nächste Stadt wurden so für weite Teile der Bevölkerung erst möglich. Der Zug brachte die Reisenden in zwei Stunden von Stuttgart nach Lorch. Zum Vergleich: Für dieselbe Strecke benötigte man zu Fuß rund neun Stunden; selbst mit der Postkutsche war man noch einen halben Tag unterwegs. Zudem war die Reise mit der Bahn bequemer und in vielen Fällen auch günstiger.

 

BILDNACHWEIS

Fahrtenplan für die Remsbahn. Vom 25. Juli 1861 an bis auf Weiteres.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Nr. 173, 24. Juli 1861, S. 884

Gemeinfrei

 

Ausblick vom Kloster Lorch auf Bahnhof und Stadt, gegen 1895

Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Staatsarchiv Ludwigsburg
Signatur: StAL PL 723 DK 70-14

Das Staatsarchiv Ludwigsburg erlaubt die Nutzung des beigefügten Bildes, sofern in der Bildunterschrift oder im Abbildungsnachweis der Vermerk „Vorlage und Aufnahme: Staatsarchiv Ludwigsburg“ mit Signatur erscheint.

 

 

SERVICE UND INFORMATION

Öffnungszeiten Kloster Lorch

Samstag und Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Für Gruppen und Schulklassen ist nach Absprache eine Sonderöffnung jederzeit möglich.

 

Stauferfalknerei: Greifvogelschau

Samstag und Sonntag um 15.00 Uhr.

 

Preise

Erwachsene 6,00 €
ermäßigt 3,00 €
Familien 15,00 €

 

Corona-Regeln

Im Kloster Lorch und in Burg Wäscherschloss gilt die Corona-Verordnung des Landes. Es gilt eine strikte Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen (medizinische Masken oder FFP2 Masken) für Gäste ab 6 Jahre. Außerdem muss der Abstand von 1,5 Metern zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und anderen Gästen eingehalten werden.

 

Die Gäste sind verpflichtet, beim Besuch ihre Kontaktdaten (Name und Vorname, Adresse und Telefonnummer sowie Datum und Uhrzeit des Besuchs abzugeben. Wer den Ablauf erleichtern will, kann das Kontaktformular auf der Homepage herunterladen und es ausgefüllt zum Besuch mitbringen. In Kloster Lorch ist auch die Registrierung mit der Luca-App möglich.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Kloster Lorch

Klosterstraße 2

73547 Lorch

+49(0)71 72.92 84 97

info@kloster-lorch.com

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