FRIEDRICH II. BRICHT ZUM KREUZZUG AUF
Schon lange drängte der Papst Kaiser Friedrich II. zu einem Kreuzzug. Bereits 1215 hatte sich der Staufer zu einer militärischen Pilgerfahrt nach Jerusalem verpflichtet, verschob jedoch immer wieder seinen Aufbruch. Im August 1227 wollte er schließlich sein Versprechen einlösen; ihm drohte die Exkommunikation durch den Papst. Die kaiserliche Flotte lag bereits in Süditalien vor Anker, die Truppen waren zusammengezogen ‒ als eine Seuche ausbrach, an der der Kaiser erkrankte. Er stach dennoch in See, ging aber wenige Tage später von Bord. Papst Gregor IX. hielt die Krankheit für eine Ausrede, und sah das Versprechen des Kaisers als gebrochen an. Am 29. September exkommunizierte das Oberhaupt der katholischen Kirche den Kaiser. Friedrich II. brach dennoch zu seinem Kreuzzug auf: Am 28. Juni 1228 stach er in See ‒ in Richtung gelobtes Land.
EIN GESCHICKTER DIPLOMAT
Für den Papst war es eine unglaubliche Provokation, dass ein Exkommunizierter ein Kreuzzugsheer anführte. Der Staufer wiederum hoffte, dass der Geistliche bei einem erfolgreichen Kreuzzug den Kirchenbann aufheben würde. Die Chancen standen gut: Friedrich II. hatte bereits von Italien aus Kontakt mit dem ägyptischen Sultan al-Kamil aufgenommen. Von diesem hatte er, als Geschenk für seine Menagerie, einen Elefanten erhalten. Der Sultan war bereit, den Christen Teile Jerusalems, Bethlehem und weitere Städte zu übergeben, und versprach darüber hinaus einen zehnjährigen Waffenstillstand. So wollte er einen Krieg mit den Kreuzfahrern vermeiden, denn dem islamischen Herrscher drohte bereits eine kriegerische Auseinandersetzung mit seinen Brüdern. Im Gegenzug verpflichtete sich Kaiser Friedrich II. die Interessen des Sultans gegen seine Feinde – auch gegen Christen – zu verteidigen.
EINZUG IN JERUSALEM
Der Vertragsschluss zwischen dem Kaiser und dem Sultan kam nicht von ungefähr ‒ Sizilien, und damit auch der kaiserliche Hof, war ein Schmelztiegel der Kulturen: Hier trafen die Kultur aus dem Orient und Okzident aufeinander; hier lebten Araber, Juden, Griechen und Deutsche miteinander. In diesem kulturell vielfältigen Umfeld mit verschiedenen Religionen und Denkweisen wuchs der junge Friedrich auf. Bereits als Kind soll der spätere römisch-deutsche Kaiser neun Sprachen gesprochen haben, darunter etwas Arabisch. Am 18. März 1229 zog Friedrich II. schließlich in Jerusalem ein. Sein Bann machte ihm eine Krönung als König von Jerusalem unmöglich. Ohne jegliche Zeremonie und Weihe legte er daher in der Grabeskirche die Krone und die königlichen Gewänder an.
PAPST- UND KAISERTUM IM KONFLIKT
Wenig später erfuhr Friedrich II., dass Söldner des Papstes seine Herrschaft in Italien bedrohten. Eilig kehrte der Staufer aus dem Orient zurück, stürzte sich in den Kampf und gewann ihn. Im Juli 1230 wurde der Bann schließlich gelöst. Die Konflikte mit dem Papst gingen jedoch weiter und steigerten sich: Friedrich galt der Kurie als Antichrist, als Monster, das den Herren verspottete und als Ketzer, der die Jungfrauengeburt bezweifelte. Am 13. Dezember 1250 verstarb Friedrich II. Seine Feinde berichteten vom erbärmlichen Tod eines Ketzers unter Höllenqualen, seine Unterstützer von seiner Reue und Frömmigkeit.
KLOSTER LORCH ALS ERINNERUNGSORT
Kloster Lorch, das um 1100 gegründet wurde, ist als Grablege der Staufer zugleich Erinnerungsstätte für das schwäbische Adelsgeschlecht. An den Wandpfeilern der Klosterkirche finden sich Darstellungen der staufischen Herrscher. Die Wandmalereien entstanden um 1530 bei der Renovierung der Klosterkirche, mit denen man bewusst an die Staufertradition anknüpfen wollte. Seit 2002 ziert ein raumfüllendes Rundbild des Lorcher Künstlers Hans Kloss (1938‒2018) den Kapitelsaal: Das Werk, das anlässlich der 900-Jahr-Feier des Klosters entstand, stellt die eindrucksvolle Geschichte der Staufer dar. An prominenter Stelle zeigt es Kaiser Friedrich II., umgeben von seiner exotischen Menagerie, und das Heilige Land. Insgesamt sind 1.500 gemalte menschliche Figuren, 600 Tiere und 120 Ansichten von Städten, Burgen und Orten zu sehen.
THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“
Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa ‒ von der Zeit der Kelten auf der Heuneburg bis zur Sammlung Domnick mit abstrakter Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte insbesondere die höfische Inszenierung des Barock um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur.
SERVICE UND INFORMATION
Aktuell ist das Kloster Lorch gemäß der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg geschlossen.
WEITERE INFORMATIONEN
Kloster Lorch
Klosterstraße 2
73547 Lorch
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