WISSENSCHAFTLICHER WEITBLICK
Der 15. September 1780 war ein bedeutender Tag für die Meteorologie: Vor genau 240 Jahren gründete Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und Bayern, die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft („Societas Meteorologica Palatina“). Damit bewies der mächtige Kurfürst Weitblick und wurde zum Helden der Wissenschaft: Mit der Gründung seiner Gesellschaft begann die moderne Wetteraufzeichnung. Der Kurfürst hatte dabei ein klares Ziel vor Augen. Die Meteorologie sollte mit exakten empirischen Daten arbeiten. Denn das Wetter wirkte sich auf die Landwirtschaft und die Gesundheit der Menschen aus – das wissenschaftliche Verständnis des Wetters war somit ein Schlüssel für den Wohlstand eines Landes.
EIN AMBITIONIERTES PILOTPROJEKT
Die meteorologische Gesellschaft, die damals aus der Taufe gehoben wurde, wirkt noch heute modern: Von Mannheim aus wurde ein internationales Netzwerk meteorologischer Beobachter organisiert. Hierfür sandten die Mannheimer Forscher den einzelnen Mitgliedern ihrer Gesellschaft geeichte Messinstrumente, detaillierte Gebrauchsanweisungen und einheitliche Unterlagen zur Datenerhebung. Täglich dreimal – immer um 7, 14 und 21 Uhr – sollten Messungen vorgenommen werden. Dies waren die „Mannheimer Stunden“, zu denen unter anderem Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind gemessen wurde. Bis heute werden die damals festgelegten Uhrzeiten für Messungen verwendet. Regelmäßig wurden die erhobenen Daten eingesammelt, übersetzt und dann in einer Fachpublikation, der „Palatina Ephemerides Societatis Meteorologicae Palatinae“, veröffentlicht. Auf dem Höhepunkt zeichneten insgesamt 31 Stationen von Nordamerika bis zum Uralgebirge gleichzeitig Wetterdaten auf.
ENDE UND FORTBESTEHEN DER AUFZEICHNUNGEN
Das prestigeträchtige Projekt bestand nur rund 15 Jahre; bereits 1795 war es beendet. In diesem Jahr überquerte die französische Armee den Rhein und besetzte Mannheim. Nur vier Jahre später starb Kurfürst Carl Theodor. Trotz der kurzen Dauer: Sein Projekt der „Societas Meteorologica Palatina“ war seiner Zeit voraus und setzte neue Maßstäbe. Noch heute wird die damals begonnene Datenreihe fortgeführt. Das 1780 erreichte Maß an Professionalität und Wissenschaftlichkeit wurde erst ein halbes Jahrhundert später wieder erreicht.
HELD ODER HELDIN 2020 GESUCHT
Auf die historischen Vorbilder baut jetzt die Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ auf. Die Staatlichen Schlösser und Gärten fragen ihre Gäste: Wer ist für Sie heute eine Heldin oder ein Held? Wer hat sich in Corona-Zeiten heldenhaft verhalten? Wer hat das Beste aus der Krise gemacht und eine neue Idee entwickelt? Wer einer persönlichen Heldin oder einem Helden ein Dankeschön widmen will, kann sich per Mail heldenhaft2020@ssg.bwl.de oder per Post bei den Staatlichen Schlössern und Gärten melden und erhält eine Schlosscard als Geschenk für die ausgewählte Person. Das Gutscheinheft öffnet die Tore von 26 Schlössern, Klöstern und Gärten und gilt ab dem ersten Besuch ein Jahr lang. Die gesamte Aktion ist interaktiv und partizipativ angelegt: Alle sind eingeladen, von den Heldinnen und Helden zu erzählen, die sie beschenken wollen – und sie damit in die neue „Heldengalerie 2020“ bei Facebook oder Instagram unter #heldenhaft2020 aufnehmen zu lassen.
DER HISTORISCHE HINTERGRUND
Mit der Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten an die Biografien von vier historischen Personen an, die an schwierigen Punkten der Geschichte ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten – und jede steht für ein Datum. „Heldin 1689“ ist Liselotte von der Pfalz, die sich auch in schwierigen Situationen nicht scheute zu sagen, was sie richtig fand – oder auch grundfalsch, wie etwa den Angriff ihres Schwagers Ludwig XIV. auf die Pfalz, ihre Heimat. „Held 1780“ ist Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der die Wissenschaften förderte – unter anderem gehen so wichtige Alltagsdinge wie der Blitzableiter auf seine Einwirkung zurück. „Heldin 1818“ ist Königin Katharina von Württemberg, die sich in der Not sozial engagierte und außerdem die erste höhere Schule für Mädchen gründete. „Held 1819“ ist der württembergische König Wilhelm I., unter dessen Regierung das Land eine konstitutionelle Monarchie, ein Staat mit Verfassung, wurde, außerdem schaffte er die Leibeigenschaft ab, förderte die Landwirtschaft und begründete das Cannstatter Volksfest.