Thursday, 9 April 2020

Lorch Monastery | Exhibitions 19. April 1945: Vor genau 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg für Lorch

Am 19. April 1945 – genau vor 75 Jahren – endete der Zweite Weltkrieg für Lorch. Kloster Lorch spielte dabei eine zentrale Rolle: Eine weiße Fahne am Fahnenmast im Klosterhof zeigte den vorrückenden US-Soldaten bereits von Weitem, dass in Lorch keine Kämpfe zu erwarten waren. Der Einmarsch der Amerikaner bedeutete für Kloster Lorch zudem ein Ende der Pläne, dort eine nationalsozialistische „Weihestätte“ zu errichten.

KRIEG, ANGST UND EIN MUTIGER PLAN

Vor genau 75 Jahren, am 19. April 1945, endete der Zweite Weltkrieg für Lorch. Dem Kloster kam eine wichtige Rolle bei der Kapitulation der Stadt zu. In den letzten Kriegswochen fasste der damalige Bürgermeister Wilhelm Scheufele mit Eingeweihten einen mutigen Plan: Bereits von Weitem wollten sie den vorrückenden US-Soldaten signalisieren, dass sie die Stadt kampflos übergeben würden. Obwohl darauf die Todesstrafe stand, wurde im Haus des Bürgermeisters eine weiße Fahne geschneidert und verwahrt. Die Lorcher Öffentlichkeit erfuhr erst später von dem riskanten Plan, dem Stadt, Kloster und die Menschen in Lorch am Ende die weitgehende Gewaltfreiheit verdankten, mit der der Krieg hier zu Ende ging.

 

DIE WEISSE FAHNE AM KLOSTER

Als die Amerikaner aus Richtung Welzheim in die Nähe der Stadt kamen, wurde der Plan in Gang gesetzt. Um 15.20 Uhr hisste man die weiße Fahne am hohen Fahnenmast im Hof des Klosters. Danach verlief der Einmarsch der US-Soldaten ruhig. Die deutschen Soldaten, die bis vor Kurzem im Kloster, in Privathäusern oder im „Ochsen“ einquartiert waren, hatten die Stadt bereits verlassen; der „Volkssturm“ gab seine Waffen ab, die Panzersperren wurden nicht geschlossen. Das US-Militär meldete an demselben Tag noch: „Lorch was captured intact together with the town itself at 16.33“ – gerade mal eine gute Stunde, nachdem die weiße Fahne im Kloster gehisst worden war. Und erstaunlich: Für den Soldaten, der die Botschaft formulierte, war das Kloster das eigentliche Ziel, dessen erfolgreiche Einnahme er melden wollte. Die Stadt kam erst an zweiter Stelle!

 

DAS STAUFERKLOSTER UNTER DEM HAKENKREUZ

Kloster Lorch mit seiner bedeutungsvollen Geschichte als Hauskloster der Staufer war ein Ort, den die Nationalsozialisten seit 1937 für ihre Zwecke instrumentalisiert hatten. Die Klosterkirche diente als „Weihestätte“ und Versammlungsraum der NSDAP. Im und um das Kloster fanden „Eheweihen“, „Jugendweihen“ und „Heldenfeiern“ statt. Bis zum Kriegsende bestand beim Kloster zudem eine „Bauernhochschule“. Sie hatte die ideologische Aufgabe, „ein politisch und praktisch einwandfreies Jungbauerntum heranzubilden“, so eine Definition der Zeit. Für das Kloster als mittelalterliches Baudenkmal war das Ende des „Dritten Reiches“ die Rettung: Es hatte bereits Architekturfantasien über die Neugestaltung als monumentale „Weihestätte“ gegeben.

 

Information

Aktuell ist Kloster Lorch wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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