vendredi, 5. février 2021

Monastère de Lorch | Généralités 10. Februar 1683: Andreas Kieser erklärt, warum er die Orte im Land malt

Die farbigen Ortsansichten von Andreas Kieser sind außergewöhnlich – für viele Gemeinden Württembergs sind es die allerfrühsten Darstellungen. Sie geben Einblick in das Herzogtum Württemberg um 1685. Auch Kloster Lorch, die Burg Wäscherschloss und den Ort Wäschenbeuren und die Burgruine Hohenstaufen zeichnete er. Seine Ansichten gelangen ihm so gut, dass man die Orte und Monumente auch noch über 300 Jahre später erkennt. Doch eigentlich hatten sie in seinem Werk gar nichts verloren: Er erstellte ein Bestandsverzeichnis über die bewirtschafteten Wälder des Landes. Am 10. Februar 1683 gab Kieser selbst Auskunft, warum er die Städte, Schlösser und Klöster malte: „(…) nicht alß ein nothwendige Sach, sondern nur zur Zierde“.

NUR ZUR DEKORATION

Für viele Städte, Dörfer und Flecken Württembergs sind es die allerfrühsten Darstellungen, die sich überhaupt erhalten haben. Die bunten Ortsansichten von Andreas Kieser (1618-1688) gehören zu den bekanntesten Quellen der württembergischen Geschichte. Sie geben einen lebendigen Einblick in das Herzogtum Württemberg um 1685. Doch eigentlich hatten sie in seinem Werk, einem Bestandsverzeichnis über die bewirtschafteten Wälder des Landes, nichts verloren. Am 10. Februar 1683 gab Kieser in einem Brief selbst Auskunft, warum er die Städte, Schlösser und Klöster in seinem Forstlagerbuch zeichnete: „So seind auch alle Stätt, Dörfer, Fleckhen, Schlösser und Höff, welche in jedem Vorst ligen undt gehören, ... in offtermelten newen Vorstbüchern, undt zwar nicht alß ein nothwendige Sach, sondern nur zur Zierde in idem Vorstbuch conterfaytisch nach dem Leben gerissen und mit Farben illuminirt mit eingebracht worden." Notwendig oder gar verlangt wurden die bunten Zeichnung nicht, „nur zur Zierde“ malte sie Kieser in sein Inventar.
 

IM AUFTRAG DES HERZOGS

Kieser war eigentlich kein Maler, sondern Soldat. Als Obristleutnant war er verantwortlich für die württembergische Artillerie und die Festungen des Herzogtums. Von der herzoglichen Regierung in Stuttgart erhielt er den Auftrag, die württembergischen Forste neu zu vermessen. Flächengrößen, Grenzen, Hoheitsrechte, Besitzverhältnisse und Nutzungsansprüche sollten von ihm erkundet und erfasst werden. Für seine Arbeit benötigte er mehrere Jahre. Das mehrbändige Forstlagerbuch entstand zwischen 1680 und 1687.

 

DIE STAUFERMONUMENTE AM ENDE DES 17. JAHRHUNDERTS

Am Anfang eines jeden Forstverzeichnisses malte Kieser die dazugehörigen Orte. Die Bilder sind jedoch keine Fotografien, sie halten vielmehr das Typische fest: Markante Gebäude wie Kirchen, Rathäuser oder Schlösser malte Kieser individuell, die anderen Bauwerke hielt er eher allgemein. Die Ansichten zeigen daher häufig mehr die charakteristische Typologie eines Ortes als einzelne Häuser – und so erkennt man fast 350 Jahre später auch geographische Besonderheiten und die markanten Bauwerke und Ortssilhouetten.

 

KLOSTER LOCH
Kloster Lorch liegt von schützenden Mauern umgeben auf einer Höhe. Im Vordergrund fließt die Rems – so ist die Situation noch heute. Die Klosterkirche sticht mit ihrem Turm hervor. Die Prälatur schließt direkt an sie an. Um 1685 erscheint das Kloster noch fast als Städtchen auf einem Bergrücken. Erst im Verlauf des 18. und 19. Jahrhundert verschwanden zahlreiche Gebäude. Der heutige markante Turm der Klosterkirche hat mit dem Turm auf der Darstellung von Kieser mit seiner geschwungenen Haube wenig gemein: Im 19. Jahrhundert errichtete man den Marsiliusturm in Anlehnung an mittelalterliche Formen neu. Noch etwas ist anders: Um 1685 war, wie Kieser dokumentierte, der Klosterberg nicht bewaldet.

 

BURG WÄSCHERSCHLOSS
Burg Wäscherschloss scheint sich über die Jahrhunderte wenig verändert zu haben: Man erkennt das markante Mauerwerk der hohen Burgmauer. Die Erneuerungen, die 1699 am Wohngebäude vorgenommen wurden, fallen nicht sonderlich ins Auge. Einen deutlichen Unterschied bietet das Tor: 1915 stürzte die alte Portalanlage ein. Damals errichtete man den heutigen Eingang.

 

BERGRUINE HOHENSTAUFEN
Der Anblick der Burgruine Hohenstaufen ist ungewohnt. Wo heute die Überreste nur noch als archäologische Spuren zu erkennen sind, erhob sich um 1685 noch eine imposante Burgruine. Die mächtige Festungsanlage der Staufer war zur Zeit Kiesers schon über 150 Jahren ausgebrannt. Ab 1555 nutzte man die Burg als Steinbruch, unter anderem um das Göppinger Schloss zu errichten. Der Glanz der ehemaligen herrschaftlichen Residenz mit Saalbau und mehreren Wohnbauten wirkt aber auf der Zeichnung noch nach. Der markante Turm wurde wenige Jahre nach der Vollendung des Forstlagerbuchs abgetragen. Die übrige Anlage ereilte dasselbe Schicksal. Auf die militärische Funktion verweisen auch die Abhänge des Hohenstaufen: Sie sind baumlos kahl – wie das bei Burgen üblich war.

 

BILDNACHWEIS

Kloster Lorch

Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Signatur: HStAS H 107/15 Bd. 7 Bl. 24


Burg Wäscherschloss

Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Signatur: HStAS H 107/15 Bd. 7 Bl. 30

 

Burgruine Hohenstaufen

Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Signatur: HStAS H 107/15 Bd. 7 Bl. 24


Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart erlaubt die Nutzung der beigefügten Bilder, sofern in der Bildunterschrift oder im Abbildungsnachweis der Vermerk „Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart“ mit genauer Signatur erscheint.

 

INFORMATION

Alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes bis mindestens 14. Februar 2021 geschlossen.

www.klosterlorch.de

www.burg-waescherschloss.de

www.burgruine-hohenstaufen.de

www.schloesser-und-gaerten.de

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