Prälatenstube von Kloster Lorch mit verzierten Wänden

Mystik und viel MoralDie Prälatenstube

Der evangelische Abt Joachim Martini gab Ende des 17. Jahrhunderts einem Maler den Auftrag, eine Stube in der Lorcher Prälatur auszumalen. Was dabei entstand, ist eine überraschende Rarität, die viel vom Denken der Barockzeit zeigt.

Luftaufnahme von Kloster Lorch mit Kirche und Prälatur

Die Prälatur direkt neben der Kirche.

Barocke Fülle

Das Eckzimmer im Obergeschoss der Prälatur, am westlichen Ende des Dormitoriums. ist vertäfelt. Die erhaltenen beiden Wände und die Balkendecke sind in Blau, Grau- und Grüntönen bemalt. Die hölzerne Wandverkleidung ist geschmückt mit Bildmedaillons, üppigen barocken Ornamenten und einer Art von Marmor-Imitation. Zu jedem Bildmedaillon gehört ein sinnreicher lateinischer Spruch.

Eine Kunstform mit Moral

Was sind das für Bilder in den Medaillons? Es handelt sich um sogenannte emblematische Darstellungen, eine Kunstform, die im Barock vor allem in Deutschland höchste Beliebtheit genoss. Ein Motto und ein lehrhafter Mehrzeiler, meist auf Latein, begleiten ein symbolhaftes Bild. Bücher und Stichwerke verbreiteten die Vorlagen, die oft nachgemalt und kopiert wurden. Man liebte die verschlüsselten und moralischen Botschaften und die beziehungsreiche Deutung der Embleme.

Wandbemalungen in der Prälatenstube von Kloster Lorch

Vertäfelungen mit symbolhaften Abbildungen.

Die Vorlagen sind bekannt

Tatsächlich ist belegt, dass Abt Joachim Martini im Jahr 1687 einem durchwandernden Maler den Auftrag erteilte: Er sollte die Prälatenstube ausmalen und für die Bilder eine Vorlage verwenden, eine allgemein bekannte Zusammenstellung solcher Embleme. Das Buch war nicht neu, es war bereits 1615 in Straßburg erschienen: die „Emblemata Moralia & Bellica“ von Jacob von Bruck.

Moralische Lehren und ein Abt mit vielen Interessen

Die meisten der Sprüche sind moralische Lehrsätze, Mahnungen und Weisheiten. Ein Beispiel: „LIBERA MENS SERVIRE NEGAT“, auf Deutsch: „Ein freier Kopf lässt sich nicht knechten.“ Das dazugehörige Bild zeigt einen Löwen im Käfig, der auch in der Gefangenschaft ein stolzes Tier bleibt. Drei Bildfelder aber kommen aus einem ganz anderen Bereich: aus dem der Alchemie und Kosmologie. Sie zeigen etwa Planetensymbole oder einen Himmelsglobus – wohl eine Liebhaberei des Abtes?

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